Der schrille Klang Deines Weckers reißt Dich aus dem Schlaf, gönnst Du Dir noch ein paar Minuten und schlummerst weiter, bis Dein Wecker erneut klingelt. Schlaftrunken ziehst Du die Vorhänge zurück. Für Dich ist der Gruß der Sonne noch etwas zu hell, Du kneifst Deine Augen zusammen und schleppst Dich Richtung Badezimmer. Doch bevor Du darin verschwindest, um endlich etwas wacher zu werden, setzt Du in der Küche noch schnell das Teewasser auf. Genau im richtigen Moment, sobald Du frisch aus dem Bad trittst, kocht das Wasser gießt Dir eine Tasse Deines Lieblingstees auf. Wie jeden Morgen gönnst Du Dir noch einen Moment Entspannung, bevor Du in den Tag startest, und nippst an der warmen Tasse.
Aber woher kommt das: Tee am Morgen und wieso macht er uns genauso wach wie eine Tasse Kaffee? Ganz einfach: Es liegt am Teein. Dieser Stoff sorgt dafür, dass Du wacher wirst und Dich belebter fühlst. In Deinem Körper wirkt Teein langlebiger als Koffein, das liegt daran, dass der Stoff anders bzw. langsamer von Deinem Körper aufgenommen und abgebaut wird.
Was ist Teein?
Teein, Tein oder auch gerne mal Thein genannt, ist wissenschaftlich gesehen ein Purinalkaloid oder auch Xanthin. Die Namen mögen kompliziert klingen, aber am Ende sind Xanthine nichts anderes als natürlich vorkommende organische Verbindungen aus einer bestimmten Gruppe, der Alkaloide. Alkaloide sind natürlich vorkommende, chemische Verbindungen, die auf lebende Organismen z.B. Mensch und Tier einwirken.
Aber was genau ist jetzt Teein? Wie oben bereits genannt, handelt sich bei Teein um ein Alkaloid, also um einen Stoff, der aus einer Pflanze gewonnen wurde. Das erste bekannte Alkaloid war übrigens Morphin, welches aus Schlafmohn gewonnen wird. Aber Teein hat eine ganz andere Wirkung als das Betäubungsmittel: Anders als Morphin wirkt Teein belebend. Ähnlich wie Kaffee regt Tee die Durchblutung an, wodurch Du Dich wacher und lebhafter fühlst. Für den kleinen Kick am Morgen, oder auch Zwischendurch, ist Camellia sinensisverantwortlich. Dabei handelt es sich um eine Pflanze, eine Kamelie um genauer zu sein oder vereinfacht gesagt: Tee.
Tatsächlich gibt es nur eine einzige Sorte der Kamelien, aus denen die verschiedenen Teesorten, wie z.B. schwarzer Tee oder grüner Tee, gewonnen werden. Dabei ist der Teein Gehalt in den Teesorten auch ganz unterschiedlich. Genau dieser Unterschied kommt durch die Weiterverarbeitung der Teepflanze zustande. Für grünen Tee werden die Kamelienblätter direkt verwendet, für schwarzen Tee werden sie erst gerollt und fermentiert. Beim grünen Tee kommt es teilweise, je nach Art, sogar auf die Blätter der Teepflanze an. Besonders die jungen Blätter werden für Tee geerntet und verwendet, diese enthalten auch das meiste Teein. [1]
Aber wozu brauchen die Pflanzen überhaupt Teein? Wie so oft im Leben produziert die Teepflanze das Teein in ihren Blättern zum Schutz vor Fressfeinden, z.B. Käfern. Daher besitzen junge Blätter eine höhere Konzentration an Teein als ältere.
„ [The chemical defense theory] explains that compounds such as caffeine protect the soft tissue from bettles, insect larvae, and other similar types of herbivores. When the leaf is young and soft, it has the highest amount of caffeine; this is when it is most vulnerable to herbivory.”[2]
Vereinfacht gesagt schützen Verbindungen wie Teein das weiche Gewebe der Pflanze vor Pflanzenfressern, die gerne von den Blättern naschen möchten. Wenn die Blätter jung und weich sind, tragen sie die höchste Menge an Teein in sich. Als Faustregel lässt sich also aufstellen: Je jünger das Blatt, desto mehr Teein!
Welche Wirkung hat Teein?
Was für Käfer tödlich sein kann, hat bei uns zum Glück eine ganz andere Wirkung, eine positive sogar. Teein wirkt belebend, macht nicht nur am Morgen munter und kann sich positiv auf Deine Konzentration auswirken. Besonders schwarzer Tee soll für die Aufmerksamkeit förderlich sein. Dies beweist auch eine Studie der EFSA, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit, zumindest bei Erwachsenen. Während einer Spanne von 90 Minuten nahmen die Probanden schwarzen Tee zu sich, mit min. 90 mg Teein und 36 mg L-Theanine, das entspricht ca. 2 – 3 Tassen Tee. Am Ende berichteten alle Testpersonen über verbesserte Konzentration durch das im Tee vorhandene Koffein. [3]
Aber nicht nur schwarzer Tee regt das zentrale Nervensystem an, das gleiche gilt auch für grünen Tee. Zusammenfassend lässt sich zu der Wirkung von Teein sagen, dass es Körper und Geist belebt. Müdigkeit verfliegt und die Konzentration wird besser.
Was ist der Unterschied zwischen Koffein und Teein?
Teein, Koffein? Das klingt doch ziemlich ähnlich! Vielleicht hast Du Dich während des Lesens gefragt: Ist Teein dasselbe wie Koffein? Prinzipiell ja. Warum gibt es dann aber beide Bezeichnungen?
Begeben wir uns dafür auf eine kleine Zeitreise ins 19. Jahrhundert. Dort streiten sich die Geister, wer genau der erste war, der Teein bzw. Koffein in Teepflanzen fand. Während 1819 erstmals Friedlieb Ferdinand Runge das Koffein aus Kaffeebohnen isolierte, wurde 1827 von verschiedenen Chemikern derselbe Stoff in Tee entdeckt. Da man Koffein in Tee fand und eben nicht in Kaffee, nannte man es damals einfach Tein, Thein oder Teein. Erst viele Jahre später stellten Wissenschaftler fest, dass Teein und Koffein ein und dasselbe ist, weswegen es heute schlicht „Koffein“ heißt.
Genug mit der Geschichtsstunde! Wenn Koffein in Tee und Kaffee am Ende dasselbe ist, dann kann doch nicht Teein besser als Koffein sein? Auch wenn beides chemisch betrachtet dasselbe ist, haben beide Getränke eine unterschiedliche Wirkung auf Dich. In Deinem Körper wirkt das Koffein im Tee langsamer und schonender, dafür aber länger, während die Wirkung von Koffein in Kaffee schneller eintritt, dafür aber genauso schnell wieder verfliegt. Einerseits liegt es an der Menge, denn die ist nicht in beiden Getränken gleich. Für Tee benötigt man viel weniger Teeblätter als Kaffeepulver für Kaffee. Andererseits hängt es mit der Zubereitung zusammen, besonders bei Tee kann der Koffeingehalt nach Ziehzeit und Aufguss schwanken. Ebenso schwankt der Teein Gehalt von Teesorte zu Teesorte, so hat z.B. schwarzer Tee ca. 26 mg bis 46 mg Koffein pro 100 ml, während weißer Tee nur 6 mg pro 100 ml enthält.
Unterschiedliche Wirkungen von Koffein und Teein
Warum dauert der Abbau von Teein im Körper länger? Kaffee liefert Dir Koffein in freier Form und sendet es über die Blutbahn zur Nebennierenrinde, wo es die Freisetzung von Adrenalin fördert. Das Stresshormon führt zu einer schnellen Anregung: Du wirst wacher, konzentrierter und Deine Leistung kann sich allgemein steigern. So schnell die Energie und Leistungssteigerung kommt, so schnell verfliegt sie leider auch wieder. Tee wirkt hingegen langsamer und schonender, und Teein landet auch nicht in Deiner Nebennierenrinde. Koffein im Tee stimuliert langsam die Nerven, wodurch keine Stressreaktion in Deinem Körper ausgelöst wird. Dafür verfliegt jedoch Deine Müdigkeit und Deine Konzentration steigert sich.
Den Koffeingehalt Deines Tees kannst Du ganz einfach selbst steuern. Bei einer kurzen Ziehzeit von z.B. 2 – 3 Minuten hat Tee, je nach Sorte, eine eher anregende und belebende Wirkung auf Dich, da nach den ersten Minuten der größte Teil des Koffeins in den Tee übergeht.
Bei einer langen Ziehzeit von z.B. 4 – 5 Minuten hat Tee jedoch eine beruhigende Wirkung. Dies liegt nicht am Koffein, sondern an den Gerbstoffen, den Tanninen, welche auf längere Zeit freigesetzt werden. Diese haben auch eine positive Wirkung auf Deinen Magen-Darm-Trakt. Allerdings schmeckt Dein Tee dann leider etwas bitter.
Welcher Tee enthält Teein?
Vereinfacht gesagt findet sich Teein in jedem Tee, der aus der Teepflanze bzw. aus Teeblättern (Carmellia sinensis) stammt. Kräutertee, Früchtetee, Rooibos oder auch Tee aus frischer Minze enthält keine Teeblätter und ist somit koffeinfrei/teeinfrei. Teesorten, die jedoch Teein bzw. Koffein enthalten sind:
- Grüner Tee, wie z.B. Sencha
- Matcha
- Oolong
- Schwarzer Tee, wie z.B. Darjeeling oder Earl Grey
- Weißer Tee
- Mate
Obwohl Mate nicht aus Kamelien gewonnen wird, enthält Mate Tee dennoch Koffein. Denn der Mate-Strauch produziert, ebenfalls wie Coffea und Carmellia sinensis, Koffein zum Schutz vor Fressfeinden.
Quellenangaben:
[1] Hara, Yukihiko. Green Tea – Health Benefits and Applications. New York: Marcel Dekker, Inc. 2001.
[2] Van Breda, Shane V. Chris F. van der Merwe, Hannes Robbertse und Zeno Apostolides. “Immunohistochemical localization of caffeine in young Camellia sinensis (L.) O. Kuntze (tea) leaves.” Planta. March 2013, Vol. 237, No 3. New York: Springer. 2013.
[3] EFSA Journal. Black tea and improvement of attention: evaluation of a health claim pursuant to Article 13(5) of Regulation (EC) No1924/2006.17. April 2018. 04. August 2022 https://efsa.onlinelibrary.wiley.com/doi/epdf/10.2903/j.efsa.2018.5266
[4] Teeverband. Die Wirkung von Coffein im Tee. Frühjahr 1999. 08. August 2022 https://www.teeverband.de/files/bilder/Publikationen/Koffein/4_wit2-99-3.pdf